1956 verfasst der deutsche Komponist
Karlheinz Stockhausen zwei ausführliche musik-philosophische Texte zum Thema ‹Zeit›, ‹die Einheit der musikalischen Zeit› und ‹Erlebniszeit›, die zu teils heftigen Diskussionen in der internationalen Musikwelt führten. Der darin bekundeten Überzeugung verlieh er mit einigen gleichzeitig entstandenen Instrumentalwerken einen klingenden Nachdruck.
Stockhausen schreibt: «Hören wir ein Musikstück, so folgen die Veränderungsvorgänge verschieden rasch aufeinander.Den Ablauf der Zeit erleben wir in den Intervallen zwischen Veränderungen: wenn sich gar nichts verändert, verlieren wir die Zeitorientierung.»
Diese so einfache und doch für die 1950er Jahren so revolutionaire Feststellungen des deutschen Komponisten korrelieren mit ähnlichen Überlegungen von
Martin Heidegger («Sein und Zeit»),
Albert Einstein und anderen.
In der heutigen Matinee wird das Zeiterlebnis in der Musik ins Bewußtsein des Publikums gerückt und mit Hilfe der Ausführungen vom Programmverantwortlichen
Wim van Zutphen zu einem wirklichen Erlebnis gemacht.
Im Programm dieser zweiten Sonntagsmatinee des Austrian Art Ensembles in diesem Jahr werden Werke für Bläserquintett von
John Cage, Gerd Kühr und
Karlheinz Stockhausen («Zeitmaße» für 5 Bläser) präsentiert, die auf sehr unterschiedlicher Weise das Thema ‹musikalische Zeit› bewusst werden lassen.
Es spielen:
Marlies Gaugl Flöte
Kamen Nikolov Oboe
Hirokazu Hiraki Englischhorn
Christoph Gaugl Klarinette
Matthias Predota Horn
Georg Stepanek Fagott