Ausstellungsreihe junge Positionen österreichischer KünstlerInnen in einer Konstellation von je zwei Positionen in einem Zeitraum von 3-4 Wochen mit Rahmenprogramm
Die Ausstellungsreihe, die im FORUM STADTPARK 2008 begonnen hat, legt besonderen Wert darauf, jungen KünstlerInnen eine Präsentationsplattform und Ausstellungsmöglichkeit zu geben. Ziel ist durch die Initiierung einer Ausstellungsreihe, durch kontinuierliche Bespielung des Hauses in einem bestimmten Format, das Forum Stadtpark als Präsentationsort für die junge österreichische Kunstszene etablieren.
Die Konzentration liegt bei zwei ausgewählten künstlerischen Positionen. Diese Konstellation bietet mehr Spannungsfläche als eine reine Einzelpräsention. In dem großzügigen Ausstellungsraum des FORUM STADTPARK ist es dem/der einzelnen KünstlerIn aber trotzdem möglich einen umfassenden Einblick in sein/ihr jeweiliges Schaffen dem Publikum zu ermöglichen. In der Dichte dieses Präsentationskonzepts entstehen spannende Verbindungen und/oder Brüche der Positionen zueinander. Im Mittelpunkt steht das Interesse des FORUM STADTPARK jungen, (möglicherweise) noch nicht so bekannten KünstlerInnen eine gute Ausstellungsmöglichkeit zu bieten und dem Publikum neue, spannende Positionen in der bildenden Kunst vorzustellen.
Idee des Projekts ist es das konventionelle Ausstellungsformat von acht Wochen Ausstellungsdauer etwas aufzubrechen. Innerhalb der verkürzten Ausstellungslaufzeit von 3 - 4 Wochen soll ein besonders intensives Rahmenprogramm stattfinden mit KünstlerInnengesprächen, Diskussionen, Workshops, speziellen Führungen, Musikveranstaltungen, etc. Dadurch soll einerseits der Kontakt zum Publikum intensiviert werden, andererseits sollen unterschiedliche, unkonventionelle Zugangsmöglichkeiten zum Format Ausstellung eröffnet werden.
Die Ausstellungen werden von
Eva Martischnig kuratiert, wobei für mindestens eine Ausstellung GastkuratorInnen eingeladen werden. Für das Austrian Cultural Forum in London kuratiert Eva Martischnig mit der visual arts platform seit 2006 eine vergleichbares Programm, mit Schwerpunkt auf jungen österreichischen Positionen
visual arts platform. Durch die Einbindung von GastkuratorInnen soll die Bandbreite der präsentierten Arbeiten noch erweitert werden, unterschiedliche Szenen sollen mit ihrem jeweiligen Netzwerk integriert werden.
Zusammenfassend: Alle Aspekte dieses Projekts zielen darauf ab, VertreterInnen der jungen (österreichischen) Kunstszene eine fundierte und professionell organisierte Präsentationsmöglichkeit im FORUM STADTPARK zu bieten. KünstlerInnen sollen ausgewählt werden, die noch eher am Anfang ihrer Laufbahn sind, also von so einer Ausstellungsmöglichkeit profitieren.
PLATEAU 2008
1. Ausstellung: Moussa Kone | Corinne L. Rusch
Moussa Kone und Corinne L. Rusch werden im Rahmen der Ausstellungsreihe Plateau im FORUM STADTPARK einen umfangreichen Einblick in ihre Arbeiten geben. Beide KünstlerInnen verbindet ein Hang zur Inszenierung absurder Settings, auch wenn ihre Ausdrucksweise grundverschieden ist. Für diese Ausstellung haben die KünstlerInnen durch intensiven Austausch an einer gemeinsamen Präsentationsstrategie gearbeitet.
Moussa Kone (geb. 1978, lebt und arbeitet in Wien und Berlin) Im Mittelpunkt der Zeichnungen von Moussa Kone steht die Verbindung von vermeintlichen Gegensätzen zwischen Emotion und Intellekt bzw. Kunst und Theorie. Das Zeichnen mit Feder und schwarzer Tusche, ähnlich dem Schreiben, steht formal für den kritischen Anteil der Produktion, während das Malen mit Pinsel und Aquarellfarbe den künstlerischen Part einnimmt. „Im FORUM STADTPARK werde ich eine neue Serie an Tuschezeichnungen zeigen, mit dem Titel ‚down the backstreets’. Grundlage ist eine immer wiederkehrende, perspektivische Darstellung eines Hinterhofs, in dem ein vergessenes Denkmal steht. Dieser Ort dient als Arena, innerhalb deren eng gezogener Grenzen unterschiedliche Gruppierungen und Gegensätze auf einander treffen. Menschliche Figuren und dressierte Tiere treten dabei in teilweise surrealen Inszenierungen auf.“ Moussa Kone
Corinne L. Rusch (geb. 1973 in Guatemala, lebt und arbeitet in Wien) Satirisch-ironisch, aber auch böse-zynisch erscheinen Corinne L. Rusch’s fotografische Inszenierungen. In ihnen zeigt sie Augenblicke, nimmt sich den Höhepunkt einer Geschichte heraus und lässt das Narrative und Szenische ins Surreale kippen. Ihre leblos wirkenden Akteure setzt Rusch in identitätsstiftende Räume, wobei Gesten und Details Teil einer Erzählung werden und den Spielraum verdichten.
„Die Bilder zeigen Organisationsformen, deren Struktur in mancher Hinsicht an die Stoffe aus Theater und Film erinnert. Gelebte und gesehene Szenarien werden zur Fiktion, die das Gewöhnliche ausserordentlich erscheinen und ins Absurde gleiten lassen. Ein offenes Spiel mit Figuren und Masken. Eine Wirklichkeit eigener Ordnung zwischen Alltag und poetischer Form.“
Corinne L. Rusch
2. Ausstellung: Marlene Haring | Nazim Ünal Yilmaz
„HIER BEI UNS“
In der zweiten Ausstellung der Reihe PLATEAU zeigen die in Wien tätigen KünstlerInnen Marlene Haring und Nazim Ünal Yilmaz ihre Arbeiten. Wie schon in der Ausstellung von Moussa Kone und Corinne Rusch steht im Mittelpunkt des Ausstellungsprojekts der intensive Austausch der beiden KünstlerInnen miteinander, um den Ausstellungsraum mit einer gemeinsam erarbeiteten Strategie zu bespielen.
Die beiden verbindet das Einsetzen des eigenen Körpers in Relation zu Phänomenen, die ihnen im Alltag begegnen, um so soziale Strukturen darzustellen und sich im Verhältnis zu diesen zu positionieren. Die daraus folgenden kritischen Aspekte ihrer Kunst sehen sie als Beginn der Kommunikation mit ihrem Publikum.
Während Nazim Ünal Yilmaz sich der Malerei bedient, reagiert Marlene Haring durch ortsspezifische Interventionen.
Marlene Haring (geb. 1978) In ihren Performances und Interaktionen arbeitet Marlene Haring mit der Struktur von räumlichen wie sozialen Gegebenheiten. Sie bearbeitet Konventionen, die Beziehungs- und Verhaltensmuster bestimmen, und interveniert in diese, um sichtbare Verschiebungen zu erzeugen. Dabei stellt sie mit direkten Mitteln und alltäglichen Bedeutungsträgern eine Beziehung zwischen ihren Arbeiten und dem Publikum her, so dass Inhalte, die sie vermitteln und Fragen, die sie aufwerfen möchte, allgemein verständlich werden.
"Mein Enthusiasmus situationsspezifisch zu arbeiten ist das, was mich antreibt. Von Performances im öffentlichen Raum, über Installationen in einer Küche, im Solarium, und Dienstleistungen wie Secret Service und Sucking Marks $10. Ich badete in einem Brunnen, der für Mussolini gebaut worden war, aber er kam nie, ich schoss 100 Filmrollen und entwickelte sie nie, ich leckte ein Galeriefenster, und verwendet Nivea Creme für weiße monochrome Malereien auf Spiegeln. Ich bin persönlich, ich reagiere, ich stehe in Relationen.“
www.marleneharing.com
Nazim Ünal Yilmaz (geb. 1981) Nazim Ünal Yilmaz verarbeitet verschiedene Gebiete wie Sexualität, Familie, Politik in Beziehung zur Kunstgeschichte. Die häufige Selbstdarstellung in seinen Arbeiten ist nicht nur ein Selbstportrait und die Darstellung einer Identität, sondern ein empathischer Weg der Feldforschung durch seine persönliche Geschichte.
Deshalb kann man in seinen Arbeiten gesellschaftliche und individuelle Konfliktgefühle wahrnehmen. Weiters sind ein lesbarer Aufbau seiner Bildkompositionen und sich auf westliche Malerei beziehende Ölmalerei wichtige Elemente, um BetrachterInnen zu packen.
"Als ein mutierter Erbe der unvermeidbaren westlichen Kultur bin ich mir nicht mehr sicher, ob es eine Kunst gibt, die wirklich notwenig ist, oder Malerei, die nicht mehr Kitsch ist, speziell nachdem selbst die äußerst authentischen oder avant-garde Bereiche der bildenden Kunst vom Handelsgeist der Kunstindustrie ergriffen worden sind. Nichtsdestotrotz versuche ich an eine Kunst mit ethischem Inhalt zu glauben, die nicht nur mit sozialen und politischen Ideen in Beziehung steht, sondern auch mit Ästhetik als Grundvoraussetzung der Kommunikation mit BetrachterInnen arbeitet.“
www.nazimunal.com
3. Ausstellung: Tina van Duyne und Birgit Knoechl, kuratiert von Elsy Lahner
Für die dritte Ausstellung der Reihe PLATEAU wurde die Kuratorin Elsy Lahner eingeladen, zwei Positionen auszuwählen. Sie zeigt die in Wien lebenden Künstlerinnen Tina van Duyne und Birgit Knoechl. Beide setzen sich in ihren Arbeiten mit der Natur, mit organischen Strukturen und Elementen auseinander und lassen dadurch eigene Erscheinungsformen, Ordnungen und Umwelten entstehen. Wie bereits bei den zwei vorhergehenden Ausstellungen der Reihe, haben die Künstlerinnen für das FORUM STADTPARK eine gemeinsame Präsentation erarbeitet.
Tina van Duyne (geb. 1971) Tina van Duyne geht von einem eigenen Gesamtsystem aus, anhand dessen sie Teilelemente kategorisiert. Dabei bedient sie dich der Sprache der Natur und nähert sich ihr mit der wissenschaftlichen Methode des Sammelns, Archivierens und Vergleichens. Ihr Untersuchungsgegenstand sind Objekte und Strukturen, die erforscht und zu neuen Formen zusammengesetzt werden. Einzelne Details löst sie aus ihrem Kontext, repliziert sie, ordnet sie kaleidoskopartig an und lässt so fremdartige, seltsam anmutendene Muster entstehen. Diese wiederum erscheinen in ihrer symmetrischen oder fraktalen Figuration vertraut und natürlich.
Naturalien und Biofakte werden mit schwarzem Latex überzogen, konserviert und auf ihre Morphologie reduziert. Die einzelnen Arbeiten nehmen durch feine Verweise, Zitate, Titelgebung und durch ihre formalen Ähnlichkeiten zueinander Bezug und stellen vielschichtige Bedeutungsgefüge her. Mit ihrer Ordnung der Dinge betont Tina van Duyne die für sie relevanten Aspekte, überlässt jedoch dem Betrachter die Freiheit sie zu deuten.
www.t-vd.net
Birgit Knoechl (geb. 1974) Die Installationen von Birgit Knoechl sind Reaktionen auf den Raum, der von pflanzenartigen Papierskulpturen dominiert wird. Schwarze, feingliedrige Gewächse hängen von der Decke, wuchern aus den Ecken und werfen Schattenwelten an die Wände. Ausgangspunkt der Arbeiten ist dabei die Tuschzeichnung – die Linie, die ausgeschnitten und dadurch freigelegt dreidimensional in den Raum vordringt.
Neben zusätzlichen Objekten sind ähnliche Gebilde in kleinerer Gestalt, Stück für Stück in Schaukästen eingeordnet. Jemand scheint diese Setzlinge einer genauen Beobachtung zu unterziehen und sie in unterschiedlichen Wachstumsstadien und Entwicklungsstufen zu dokumentieren. Mit einer Aufreihung weiterer Scherenschnitte, in ihrem Ursprung als Zeichnungen und hinter Glasplatten an der Wand, manifestiert sich deren Arten- und Formenvielfalt in einem Archiv botanisch-abstrakter Studien. Neben aller Systematik ist es jedoch auch das Unberechenbare und Unkontrollierbare der Natur, das Birgit Knoechl hier verdeutlicht. Die Pflanzengefüge drohen sich in diesem Szenario zunehmend zu verdichten, sich flechtengleich auszubreiten und ihr Eigendasein zu entwickeln.
www.knoechl.com