1. Wochenende: Die Verweltung (der Stadt)
Fr, 11.07. - So, 13.07.2008
2. Wochenende: Der Faschismus als Kontinuität - die Avantgarde als Widerpart?
Fr, 14.11. - So, 16.11.2008
3. Wochenende: Ökonomie, Patriarchat und das Politische
Fr, 06.02. - So, 08.02.2009
„Es ist ein schöner Gedanke, wenn neues, junges Kunststreben von liebgewordener Naturschönheit des Grazer Stadtparkes umschlossen ist“.
(Dr. Vladimir Max Kosurik, Alte Galerie am Joanneum, 1958)
Das FORUM STADTPARK hat 2008 sein 50-jähriges Jubiläum. An so runden und geschichtsträchtigen Markierungen im Zeitfluss scheint sich die Aufmerksamkeit automatisch der Vergangenheit zu widmen. Das FORUM STADTPARK nimmt das Jubiläum zum Anlass, die eigene Geschichte zu ventilieren und gleichzeitig die eigenen, derzeit aktuellen Positionen zu hinterfragen.
1958: StudentInnen protestieren für die Rechte Südtirols, die SPÖ wird bei den Gemeinderatswahlen wieder stärkste Partei in Graz, von der Grazer ÖH wird aufgrund der Raumnot ein Numerus Clausus gefordert und die STEWEAG verbaut den Herbersteinpark in der Leonhardstraße. In Rom werden die Römischen Verträge der EWG beschlossen, Elvis Presley ist als Soldat in Deutschland, Perry Como führt in England 8 Wochen lang die Single-Charts an, ein Flugzeug stürzt mit den Spielern von Manchester United ab.
Im Grazer Stadtpark kommt es zur „virtuellen“ Hausbesetzung des abrissreifen, desolaten Stadtpark-Cafés. Im Sommer 1958 ersuchen daher die bildenden Künstler Othmar Carli, Gustav Zankl und Günter Waldorf (im Namen der 1952 gegründeten „Jungen Gruppe“) die Stadt um Überlassung des Cafés für „ständige Ausstellungs- und Veranstaltungszwecke“ und erklären sich sogar bereit, die Kosten für Renovierung und Erhaltung des Gebäudes zu übernehmen. Im Herbst 1958 lehnt die Stadtverwaltung dies wegen der Baufälligkeit des Gebäudes ab. Nachdem sich in der Folge die „Junge Gruppe“ mit dem „Künstler-Club Graz“ und dem „Steirischen Schriftstellerbund“ zusammen tut, was von allen lokalen Medien wohlwollend aufgenommen wird, überlässt der Grazer Stadtsenat im November 1958 den Künstlern das ehemalige Caféhaus zur Nutzung für die junge Grazer Kunstszene.
1959: Im Januar 1959 gründet sich das „FORUM STADTPARK“ als Verein von „Künstlern, Wissenschaftlern und geistig Schaffenden“ mit neun unabhängig geführten Referaten, die alle künstlerischen und geistigen Bereiche umfassen sollen.
1960: Nach dem Umbau wird am 4. November 1960 das „FORUM STADTPARK“ im ehemaligen Stadtpark-Cafe eröffnet.
2008: Wir haben uns entschlossen, heuer dass 48. Jahr der Eröffnung der FORUM STADTPARK-Räumlichkeiten, das 49. Jahr der Vereinsgründung und das 50. Jahr der virtuellen Hausbesetzung zu feiern. Doch wie feiern, wenn sich die ehemals „Junge Gruppe“ im vorgerückten Alter befindet? Wie sind 50 Jahre Tradition zu bearbeiten - wenn man sich im Selbstverständnis nah an der Zukunft zu halten versucht, für Prozesshaftes, Innovatives und Herausforderndes stehen will? Es gilt daher den Spagat zu schaffen zwischen dem Nimbus einer regional/international „avantgardistischen“ Kunstinstitution und der Definition des aktuellen Spielraums, in dem das FORUM STADTPARK immer noch/immer wieder ein Ort ist, an dem relevante Kunst- und Polit-Diskurse verhandelt werden. Aus der Beschäftigung mit der Geschichte und den gegenwärtigen Standpunkten des FORUM STADTPARK haben wir folgende Schwerpunkte gesetzt:
-> Für ein Wiederandocken, Austauschen und verstärktes Vernetzen mit jenen Institutionen und Personen, die sich in der Vergangenheit aus den unterschiedlichsten Gründen vom FORUM STADTPARK abgelöst haben. Dazu zählen vor allem die Manuskripte, Camera Austria, HDA und viele andere.
-> Wer so viel Geschichte angesammelt hat, sollte sie auch herzeigen. Darum wird das FORUM STADTPARK-Archiv ausgelüftet und wieder belebt und das halbe Jahrhundert FORUM STADTPARK Geschichte in Form einer Ausstellung illustriert, mit Archivtauchgängen und Stadtrundgängen dokumentiert und diskutiert.
-> Konzentriert auf drei Wochenenden finden Diskurse, künstlerische Produktionen und Feste statt, Dabei werden drei - damals wie heute - relevante Themenschwerpunkte mit lokal-globaler Bedeutung aus den verschiedensten Blickwinkeln diskursiv und künstlerisch beleuchtet. Neben jungen KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen, die im FORUM STADTPARK und seinem Umfeld tätig sind, geht es auch darum, jene ProtagonistInnen einzubinden, welche das FORUM STADTPARK und seine Arbeit in den letzten Jahrzehnten mit geprägt haben.
1. Wochenende: Die Verweltung (der Stadt)
Fr, 11.07. - So, 13.07.2008
Als zentraler Ort der steirischen Nachkriegsmoderne wurden im FORUM STADTPARK in den vergangenen 48+Jahren stets Bedeutungen konstruiert: Bedeutungen, die eher zur lokalen Verwendung gedacht waren, aber auch Bedeutungen von gesamtösterreichischer bis hin zu internationaler Tragweite. Etwa dadurch, dass das FORUM STADTPARK in In- wie Ausland Präsenz zeigte oder dadurch, dass auswärtige Kapuzunder aus den unterschiedlichsten kulturellen Feldern nach Graz und ins FORUM STADTPARK geladen wurden. Im jeweils finanzierbaren Ausmaß, was heute – im Zeitalter eines kulturindustriellen Starsystems – definitiv schwieriger geworden ist. Allenfalls geschah (und geschieht) hier so etwas wie „Verweltung“, kam (und kommt) eine größere Welt in die doch sonst eher kleinere Stadt, gelang hier immer wieder, relevante Bilder und Texte in die globale Kunstdiskursmaschine einzuschleusen. Was der lokalen Szene auch so etwas wie „sophistication“ ermöglichte, also auf der – bisweilen auch internationalen – Höhe der Zeit zu sein.
2. Wochenende: Der Faschismus als Kontinuität - die Avantgarde als Widerpart?
Fr, 14.11. - So, 16.11.2008
Das FORUM STADTPARK verstand sich von Beginn an als Widerpart zum völkisch fundierten Traditionalismus in Graz. Es stellte sich in seiner Gründungsphase offen gegen die zähe Kontinuität faschistischen Gedankengutes, was etwa zur Folge hatte, dass mit der Einstellung der Subventionen gedroht wurde.
Der Umstand, dass die beiden rechten Parteien im aktuellen Grazer Gemeinderat zusammen die drittstärkste Fraktion stellen, zeigt, dass sich 70 Jahre nach der Annexion Österreichs durch Hitlerdeutschland mit rechtem Gedankengut immer noch gut Stimmung machen lässt.
Daneben wollen wir uns auch (selbst)kritisch mit dem militärischen Begriff der Avantgarde auseinandersetzen, der eng mit dem FORUM STADTPARK verknüpft war: wieso war/ist das FORUM STADTPARK Avantgarde, wer waren/sind seine Feinde, inwiefern fördert/e der Avantgarde-Titel ein elitäres und geniekultiges Selbstverständnis und welche Notwendigkeit besitzt politische Kunst heute.
3. Wochenende: Ökonomie, Patriarchat und das Politische oder wir Präsidentinnen?
Fr, 06.02. - So, 08.02.2009
Das FORUM STADTPARK blickt auf 50 Jahre männlicher Präsidentschaften zurück. Die Präsidenten des FORUM STADTPARK waren/sind bis zum heutigen Tage allesamt Männer, die Führungsriegen waren männlich dominiert. Hat sich das FORUM STADTPARK im tages- und gesellschaftspolitischen Diskurs immer wieder als Ort der Einmischung und eines kritischen Motors positioniert, so muss es sich auch heute mit der Geschichte und Positionierung von Emanzipation, Gleichberechtigung und Zuarbeit von Seiten der Frauen in einen kritischen Diskurs setzen.