Termine 2019 | Oktober
01.10.
Zu Gast im FORUM | Vortrag | steirischer herbst '19
Stephan Lessenich: Neben uns, die Sintflut — Die Externalisierungsgesellschaft und ihre Kosten
Di, 01.10., 19:00 Uhr, Saloon, Eintritt frei
Um den Preis des westlichen Wohlstands geht es im Vortrag von Stephan Lessenich. In seinem 2016 erschienenen Buch berichtet er über die durchweg katastrophalen Folgen des Wirtschaftswachstums der letzten Jahre. Wie Lessenich betont, sind diese vor allem im Globalen Süden zu spüren. Dieser dient nicht nur als Rohstofflieferant für sämtliche Industrien im Norden, sondern auch als Auslagerungszone für Abfall und Gewalt. Da deren Ausmaße nicht mit den europäischen Moralvorstellungen vereinbar sind, werden sämtliche Auswirkungen und Kosten des Wirtschaftswachstums immer wieder von der sogenannten Externalisierungsgesellschaft verdrängt – nicht nur in die geografische Peripherie, sondern auch in die gedankliche. Angesichts immer eklatanterer Zustände ist man versucht, Verantwortung abzugeben und die Schuld auf korrupte postkoloniale Eliten zu schieben. Das Gewissen beruhigt man indes durch Fair-Trade-Einkäufe und Spenden. Nur ein radikales Umdenken und die Beschränkung des eigenen Konsumverhaltens könnten, so Lessenich, die Situation wirklich verändern und die drohende Sintflut noch aufhalten.
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Stephan Lessenich (1965, Stuttgart) ist Soziologe. In seiner Forschung befasst er sich mit der Theorie des Wohlfahrtsstaates, politischer Soziologie, dem institutionellen Wandel, der Soziologie des Alters und des Alterns sowie mit der Soziologie des Konsums. Stephan Lessenich lebt in München.
www.stephan-lessenich.de
www.steirischerherbst.at
02.10.
Buchpräsentation
debating.society #13
Mi, 02.10., 19:00 Uhr, Saloon, Eintritt frei
Rechtsextremismus und Geschlecht
mit Judith Goetz und Andreas Peham
Die Forschungsgruppe für Ideologien der Ungleichheit, kurz FIPU, setzt sich aus führenden Expert*innen der kritischen Rechtsextremismusforschung zusammen. In mittlerweile drei Bänden nähert sich die FIPU dem Thema Rechtsextremismus aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven. Im kürzlich beim Mandelbaum-Verlag erschienenen Dritten Band ("Rechtsextremismus - Geschlechterreflektierte Perspektiven") erörtern die Autorn*innen unter anderem auf welche geschlechtsspezifischen Rollenbilder sich der Rechtsextremismus stützt, wie Menschen verschiedener Geschlechtsidentitäten in rechtsextremen Strukturen partizipieren, oder welche Rolle antifeministische Mobilisierungen für die Beständigkeit und den Erfolg des Rechtsextremismus einnimmt. Der Band versucht sowohl einen Überblick über den gegenwärtigen Forschungsstand zu geben als auch auf bislang kaum bearbeitete Themenaspekte und Akteur*innen einzugehen.
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Andreas Peham ist Mitarbeiter des DÖW (Dokumentationsarchives des Österreichischen Widerstands) er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themen Rechtsextremismus/Neonazismus (unter Jugendlichen), Burschenschaften und Antisemitismus.
Eva Grigori ist FIPU-Mitglied und Dozentin an der FH ST. Pölten. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Jugendarbeit und Pädagogik im Umgang mit Rechtsextremismus, gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Radikalisierung.
05.10.
Abschlussveranstaltung: Akademie des Verschwindens | Im Rahmen von Weltmaschine : Österreich
Für und wider die Geschichtsbegründungnotdurft
Sa, 05.10., 18:00 Uhr, Saloon, Eintritt frei
Foto (c): Literaturhaus Graz
Die von der Agentur für Unabkömmlichkeitsbegründungen betriebene Akademie arbeitet an einer neuen Kunst des Verschwindens, am „Desaster des Archivs“ (Knut Ebeling), und fokussiert dabei auf die Manipulierbarkeit und Fälschbarkeit von Archiven. Anhand spezifischer Materialien aus dem Archiv des Theater- und Kunstkollektivs Fritzpunkt wird die Praxis und Theorie des Verschwindens von Archivgut exemplifiziert. Gemeinsame Lektüren, tägliche Interviews mit Menschen der Grazer Kultur- und Kunstszene sowie Feedbackrunden umkreisen das Arbeitsgebiet.
Am 3.10. schließt sich die Akademie der Exkursion in die Wohnung von Marianne Fritz an. Proben einer Praxis des Verschwindens werden am 5.10. in einem kleinen Materialtransport zum Forum Stadtpark getragen und bilden dort den Hintergrund für eine Abschlussveranstaltung. Neben der Agentur für Unabkömmlichkeitsbegründungen nehmen an der von Christoph Szalay kuratierten Gesprächsrunde außerdem die Leiterin des Forum Stadtparks, Heidrun Primas, Marie-Claire Gagnon und Amar Priganica (zwei Mitglieder der neu gegründeten Plattform für zeitgenössische Kunst Hugo Zorn) sowie Mag. Dr. Wolfram Dornik (Leiter Stadtarchiv Graz) teil.
17:00 Start Materialtransport im Literaturhaus
18:00–19:30 Abschlussveranstaltung im Forum Stadtpark
Weltmaschine : Österreich - Ein Festival von Literaturhaus Graz und steirischer herbst ’19
12.10.
12.09
12.09
Zu Gast im FORUM | Vortrag | steirischer herbst '19
Aaron Schuster: Die absolute Lust - eine Geschichte des Genusses
Sa, 12.10., 16:00 Uhr, Saloon, Eintritt frei
In seinem Vortrag fragt sich Aaron Schuster, ob die Lust als Phänomen und Begriff eigentlich eine Geschichte hat. Die Frage kommt nicht von ungefähr. Wie viele Denker bemerkt haben, vergeht zwar die Zeit, die Lust aber bleibt dieselbe. Aldous Huxley beschwerte sich in seinem Essay Wanted: A New Pleasure über die Monotonie der Lust im Laufe der Geschichte und bemängelte das Fehlen jeglicher Neuheit oder jeglichen Erfindungsreichtums. Ähnliches findet man bei Jacques Lacan, der es als kulturelles Versagen wertet, keine neue Perversion zu erfinden. Sigmund Freund wiederum wies auf eine interessante Spannung im deutschen Wort Lust hin, welches sowohl Begehren als auch Befriedigung bedeutet. Diese linguistische Besonderheit nutzt Schuster in seinem Vortrag als Ausgangspunkt für eine neue Sicht auf die Geschichte der Lust, verstanden als Entwicklung oder Erarbeitung möglicher Wechselbeziehungen zwischen Begehren und Befriedigung. Diese Geschichte vereinigt verschiedene kulturelle Ausformungen von Lust bis hin zu zeitgenössischen Formen des Hedonismus, sie beinhaltet aber auch ein „Ende“ im kulminierenden Moment „absoluter Lust“. Welche ultimative Form kann Lust annehmen? Dies ist die Frage, der sich Schuster in seinem Vortrag annimmt.
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Aaron Schuster (1974 in Seattle) ist Philosoph und Schriftsteller. Publiziert hat er über Themen wie die Philosophie des Kitzelns, die Geschichte des Schwebens, der Anti-Sexualität, des Genusses und des Sich-Beschwerens. Als Autor und Dramaturg hat er in Zusammenarbeit mit Künstler*innen zahlreiche Projekte entwickelt. Aaron Schuster lebt in Amsterdam.
www.steirischerherbst.at
24.10.
03.11
03.11
Zu Gast im FORUM | Festival
CROSSROADS - Festival für Dokumentarfilm und Diskurs
Do, 24.10. - So, 03.11., Hauptraum, Saloon, freiwilliger Unkostenbeitrag
Foto (c): Crossroads
Das Crossroads Festival lädt von 24.10. bis 03.11. zur Auseinandersetzung mit entscheidenden Entwicklungen der Gegenwart ein. Neben aktuellen Herausforderungen macht die Auswahl spannender neuer Dokumentarfilme Menschen, Initiativen und Bewegungen sichtbar, die sich für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen und sozialen Errungenschaften einsetzen und ein gutes Leben für Alle ermöglichen wollen. Mit beeindruckenden Bildern werden inspirierende Geschichten erzählt, die Handlungsmöglichkeiten aufzeigen und Mut machen.
Die meisten bei Crossroads zu sehenden Filme feiern im Rahmen des Festivals ihre Österreich- oder Europapremieren. Viele wurden mit verschiedensten Preisen ausgezeichnet. Gespräche im Anschluss an die Vorführungen ermöglichen es, sich mit Filmemacher*innen und Protagonist*innen auszutauschen und die von den Filmen behandelten Themen zu diskutieren. Zusätzliche Vorträge, Debatten und Workshops vervollständigen das Programm.
Von 24. bis 27.10. geht im Rahmen des Festivals die „Wege aus der Klimakrise – Konferenz für Klimagerechtigkeit und Systemwandel“ über die Bühne. Viele spannende Speaker*innen werden sich mit einem breiten Publikum darüber austauschen, wie dem weiteren Eskalieren der Klimakrise mit vereinten Kräften entgegengewirkt werden kann.
Weitere Themenschwerpunkte:
– Extinction is Forever! (28.10.)
– Animal Liberation (29.10.)
– Feminism in Action (30.10.)
– Umkämpfte Demokratie (31.10.)
– Solidarität statt Festung Europa (01. - 03.11.)
www.crossroads-festival.org