Kunstschaffende nehmen heute keine gesellschaftliche Randposition mehr ein, sondern dienen als Vorbild der postfordistischen Arbeitswelt. Einst mit dem Künstlergenie assoziierte Eigenschaften wie Flexibilität, Eigenverantwortung und Kreativität sind zu Anforderungen an alle geworden. Die Autorin zeigt in einer ethnographischen Annäherung an die Stadt Graz, wie diese Veränderungen auf Künstlerinnen und Künstler zurückwirken und ihr Wertekanon sie nun zu Komplizen neoliberaler Wirtschaftsideologie macht. Während sich neue Konkurrenzkämpfe und Konfliktfelder auftun, nehmen sie im Glauben an Freiheit und Selbstbestimmung Prekarität, Risiken und Ungewissheiten in Kauf.
Die Studie wirft einen Blick auf ein Feld, das sich selbst als kritisch versteht, und leistet einen wichtigen Beitrag zur Gouvernementalitätsforschung.
Kunst in Zeiten der Kreativwirtschaft. Zwischen Geniemythos und Unternehmertum.
Tanja Fuchs
Grazer Beiträge zur Europäischen Ethnologie, Band 20
Verlag: Jonas Verlag
ISBN 978-3-89445-520-0
18,00 €